Es muss um 2005 gewesen sein, als Boris Brumnjak auf Empfehlung eines befreundeten Grafikers aus der Schweiz zu klangzeitort gestoßen ist. Eine seiner frühesten Arbeiten für das Institut für Neue Musik war das Plakat für den „Berliner Notationskongress 2005. Notation Neuer Musik zwischen Norm und Exzess.“ Seit dieser Zeit hat er bis zu seinem Tod 2017 das Veranstaltungsprogramm von klangzeitort dreimal neu gestaltet, eine Website ins Leben gerufen, die von 2008 bis 2017 stolze neun Jahre online war. Auch diese aktuelle Website beruht auf seiner Konzeption. Darüber hinaus hat er einen neuen Schriftzug für die Namenserweiterung klangzeitort entworfen und einige Jahre später angepasst, vielen Veranstaltungen mit wunderbaren Plakaten ein Gesicht gegeben usw.
Von Boris Brumnjaks vielseitigem Wirken – als Sammler, Dozent beim Lette-Verein, Grafikdesigner und Geschäftsführer von Gallery Print, einer renommierten Berliner Druckerei – haben wir bis zu seinem Tod eigentlich mehr geahnt denn tatsächlich gewusst, was sich hinter seinen vielen künstlerischen Facetten noch alles Kreatives verbarg. Es passte zu klangzeitort, das sich als Laboratorium für musikalische Komposition versteht, dass Boris Brumnjak immer mit einem Feuerwerk an neuen visuellen Ideen zu unseren Treffen kam, aus denen wir auswählen durften. Der – angesichts unseres kleinen Budgets – unverhältnismäßige Aufwand, den Boris schließlich betrieb, um seine Ideen umzusetzen, sollte uns eigentlich beschämen, aber angesichts der Bilder vom plakatierten Teufelsberg-Punker über die drei Papp-Monatsbuchstaben in einer Landschaft bis hin zu den verwickelten Karton-Städten überwog einfach unsere Begeisterung.
Auf unserer Website möchten wir die Erinnerung an ihn mit Informationen wachhalten – Ergänzungen, Korrekturen, Verlinkungen usw. sind herzlich willkommen!
Geboren 1977 in Berlin. Seiner Leidenschaft fürs Grafikdesign folgend, studierte er beim »Lette-Verein«, einer Berliner Stiftung des öffentlichen Rechts und u. a. Träger von drei privaten Berufsfachschulen. Seine Ausbildung zum Grafikdesigner schloss er 1999 ab. Danach war er als Gestalter in Berlin und Chicago tätig.
In Chicago begegnete Brumnjak unter anderem Carlos Segura, dem Gründer der digitalen Type Foundry T26, damals der Schriftgeheimtipp für alle Techno-Flyer-Designer. Für T26 entwarf Boris seine erste und einzige digitale Schrift, die »T.26 Facsimile«. Schrift und Typografie festigten seine Leidenschaft für die »Schwarze Kunst«, was sich Jahre später in einer bemerkenswerten Plakatsammlung niederschlug.
Nach seiner Rückkehr in die Heimatstadt arbeitete Brumnjak als Art Director bei Boros. 2005 machte er sich selbstständig und eröffnete sein Büro für Gestaltung in Berlin. Zwei Jahre später wurde er Dozent für Typografie am Lette-Verein, danach an der Miami Ad School Berlin.
Das wahrscheinlich wichtigste Berufsprojekt wurde die Berliner Edeldruckerei Gallery Print, die Boris Brumnjak ab 2008 gemeinsam mit Armin Akbarzadeh als Geschäftsführer leitete. Das Unternehmen entstand aus der Idee, den Kreativen der Stadt kontinuierlich Impulse zu geben, die Produktion von Druck-Erzeugnissen als wesentlichen Teil ihres Schaffensprozesses zu nutzen.
Im Oktober 2017
(Quelle: Nachruf von Jürgen Siebert, https://www.typotalks.com/news/2017/10/23/wir-trauern-um-boris-brumnjak/)
Als gemeinsamer Geschäftsführer der Berliner Offsetdruckerei Gallery Print war Boris als umtriebiger Drucker und Gestalter bekannt.
In einem Interview des Lette-Verein Berlin hält Boris ein Plädoyer für die handwerkliche Ausrichtung der Ausbildung am Lette-Verein. Passend dazu erzählt er von seiner verrückten Geschichte die er mit dem Kunstmarkt-Experten und Buchautor Magnus Resch beim Drucken eines seiner Bücher erlebt hat.
Bis 1999 hat Boris am Lette-Verein seine Ausbildung zum Grafikdesigner absolviert. Ab 2010 hat er dort selbst die SchülerInnen in Fächern wie Typografie und Buchgestaltung unterrichtet. Einige seiner gesammelten Plakate haben es von Zeit zu Zeit an die Wände er Unterrichtsräume geschafft und sorgten so für eine inspirierende Arbeitsatmosphäre. Mit Gedenktafeln im unmittelbar angrenzenden Viktoria-Louise Platz U-Bahnhof hat der Lette-Verein im Jahr 2018 Boris und andere Absolventen ein Denkmal errichtet.
Wenn Boris ein neues Plakat für seine Sammlung typografischgestalteter schwarz-weiß Plakate entdeckte, nahm er mit dessen Gestalter Kontakt auf – per Briefpost. Sprach er dabei stets von Liebe auf den ersten Blick, wenn er seine Auswahl begründete, meinte er damit auch immer, dass man dem Plakat die Lust, mit der es gestaltet wurde, anmerkte. Die Dinge leidenschaftlich umzusetzen, sich nicht den digitalen Werkzeugen zu unterwerfen und die Idee an erste Stelle zu stellen, waren auch für seine Arbeiten die obersten Prioritäten. Diese gab er an seine Grafikdesign- Schüler*innen weiter, in Form von Wänden, die voll mit seinen Lieblingsplakaten aus aller Welt waren. Boris ließ sich von allen inspirieren und war für alle inspirierend.
Mit ähnlicher Begeisterung wie für klangzeitort trat Boris als regelmäßiger Organisator des geselligen Grafiker-Treffs „show and tell“ in Erscheinung. An verschiedenen Orten trafen sich so Berliner Gestalter, um über aktuelle Arbeiten und Themen in lockerer Atmosphäre zu reden. Boris agierte dabei wie ein Bindeglied und hat dazu beigetragen, die Grafikszene der Stadt enger zusammenzubringen. Boris’ Großzügigkeit hat sich in seiner Rolle als Gastgeber bei diesen Veranstaltungen besonders gezeigt.
EIGENE VERÖFFENTLICHUNGEN
2013 » ICO Schwarz-Weiß-Plakate aus der Sammlung Brumnjak«, Klebebindung, 132 Seiten, Eigenver!ag
2007 »Kelvin — colour today«, Hardcover, 324 Seiten, Gestalten Verlag
2006 »Serialize — Family Faces and Variety in Graphic Design«, Hardcover, 208 Seiten, Gestalten Verlag
2005 »Introducing — Designs for Making a First impressions«, Hardcover, 240 Seiten, Gestalten Verlag
2004 »85 x 54 Millimeter«, Rückstichheftung, 32 Seiten, Eigenverlag
AUFTRAGGEBER
KUNST UND KULTUR
Akademie der Künste, Berlin
Alexander Ochs Galleries Berlin/Beijing
Galerie Bastian, Berlin
Galerie Bernd Klüser, München
Galerie Christian Lethert, Köln
David Nolan Gallery, New York
Galerie Fahnemann, Berlin
Galerie Giti Nourbakhsch, Berlin
Galerie Isabella Czarnowska, Berlin Goethe-Institut, München
ifa-Galerien Berlin/Stuttgart KLOSTERFELDE, Beriin
Kunstverein Giessen
Kunstverein Villa Wessel, Iserlohn
Nassauischer Kunstverein Wiesbaden
Positions, Berlin
klangzeitort, Institut für Neue Musik der Universität der Künste Berlin und HfM Hanns Eisler Berlin
Sammlung Dr. Axel Ciesielski, Hillscheid
Sammlung Deutsche Bank, Frankfurt
Simon Lee Gallery, London
Staatliche Museen zu Berlin
Querklang, Berlin
KÜNSTLER
Edouard Broner 156, Paris
Christian Jankowski, Berlin
Daniel Lergon, Berlin
Jorinde Voigt, Berlin
Ralf Ziervogel, Berlin
Thomas Zitzwitz, Köln
VERLAGE UND MEDIEN
Badlands Film GmbH, Berlin
DCM Productions GmbH, Berlin
DELPHI Filmverleih, Berlin
Gestalten Verlag, Berlin IDEA Magazin, Tokio
Immobilien Scout GmbH, Berlin Matthias Hoene, London
niiu, Berlin
Page Magazin. Hamburg
Rimedzeo Soft. Berlin
Ringier Publishing, Berlin
Suhrkamp Verlag GmbH und Co. KG, Berlin
UTB Verlag, Stuttgart
X-PRESS GmbH, Berlin
VERÖFFENTLICHUNGEN
VERÖFFENTLICHE ARBEITEN IN DESIGNBÜCHERN
2014 »Red Dot Design Yearbook 2014«, Red Dot Edition
2014 »ADC Deutschland Jahrbuch 201 3«, Art Directors Club Verlag
2014 »100 beste Plakate 2013«, Hermann Schmidt Mainz
2013 »more with less«, zinnobergruen
2011 »FRESH 1, Cutting Edge Illustrations — Object«, daab media
2011 »Typodarium 2012«, Hermann Schmidt Mainz
2011 »Graphic Design«, zeixs
2011 »Letterheads & Business Cards 2«, zeixs
2011 »Sound & Design«, zeixs
2010 »100 beste Plakate 2009«, Hermann Schmidt Mainz
2009 »100 beste Plakate 2008«, Hermann Schmidt Mainz
2009 »Graphic Design 2«, zeixs
2007 »Étapes Typographiques«, Diplomarbeit Simon Palmieri, Basel/CH
2007 »NeoGeo — A New Edge to Abstraction«, Gestalten Verlag
2007 »Kelvin — colour today«, Gestalten Verlag
2006 »Serialize — Family Faces and Variety in Graphic Design«, Gestalten Verlag
2005 »lntroducing — Designs for Making a First Impressions«, Gestalten Verlag
2005 »typosonic«, Museum für konkrete Kunst Ingolstadt
2004 »85 x 54 Millimeter«
2004 »Sushi«, Art Directors Club, Hermann Schmidt Mainz
2004 »lt's a matter of Editorial Design«, victionary, Hong Kong
2004 »lt's a matter of Identity«, victionary, Hong Kong
2004 »lt's a matter of Promotion«, victionary, Hong Kong
2003 »Business Cards 2«, Laurence King, London
2002 »Business Cards 1«, Laurence King, London
2001 »100 beste Plakate 2001«, Hermann Schmidt Mainz
VERÖFFENTLICHTE ARBEITEN IN DESiGNMAGAZINEN
2011 »Slanted #14 — Grotesque 2«, Magma Brand Design
2007 »IdN«, HongKong, Volume 14/ No. 3
2006 »Page«, Ausgabe 03.2006
2006 »Page«, Ausgabe 03.2006
2005 »Grafik«, London
2004 »form«, Ausgabe 198
2004 »IDEA«, Tokyo
2004 »Novum 09«
2004 »Spatium 2«, Heft für Typografie und Gestaltung
2003 »IdN«, HongKong, Volume 10/ No. fl
2003 »Page«, Ausgabe 12.2003
2003 »Page«, Ausgabe 07.2003
2003 »Print Magazines European Design' Annual, New York
2003 »Stern Magazin«, Cannes 2003
2002 »Page«, Ausgabe 10.2002
2001 »Page«, Ausgabe 12.2001
TEXTVERÖFFËNTLICHUNGEN (AUSWAHL)
2014 »Ultra — Magazin für Druck, Gestaltung und Veredelung«, Ausgabe 1
2014 »Novum«, Interview zum Thema »Sammelleidenschaft«, 05.14
2014 »Eloquente Magazine« (Nord Korea), black and white posters, 02/14
2013 »100 Schwarz-Weiß-Plakate«, Vorwort
2008 »Page«, Briefpapiere, Ausgabe 05.2008
2008 »Page«, Schriften und ihre Gestalter. Ausgabe 03.2008
2008 »Page«, Berlin Biennale 2008, Ausgabe 03.2008
2007 »Kelvin — colour today«, Vorwort, Gestalten Verlag
2007 »Page«, Werkplaats Typografie, Ausgabe 11.2007
2007 »Page«, Smart Production, Ausgabe 03.2007
2007 »Page«, Buchtrends, Ausgabe 10.2007
2007 »Page«, Kreativszene Slowenien & Kroatien, Ausgabe 06.2007
2006 »Serialize — Family Faces and Variety in Graphic Design«, Gestalten Verlag
2006 »Page«, Briefmarken, Ausgabe 12.2006
2006 »Page«, Serielle Gestaltung, Augabe 03.2006
2006 »Page«, Typografie Ohne Computer, Ausgabe 03.2006
2006 »Page«, Schönste Schweizer Bücher, Ausgabe 01.2006
2005 »introducing — Designs for Making a First Impressions«, Gestalten Verlag
2005 »Page«, Klebestreifen, Ausgabe 102005
2004 »85 x 54 Millimeter